Die Geschichte des Roten Kreuzes ist die Geschichte des Schweizer Geschäftsmanns
Henry Dunant.
Henry Dunant wurde am 8. Mai 1828 in Genf geboren. Seine Eltern verfügten in Genf
über großen Einfluss und engagierten sich sozial – der Vater kümmerte sich um Waisen
und Vorbestrafte, die Mutter sorgte für Arme und Kranke. Dies schlug sich auch in der
Erziehung ihrer Kinder nieder: Soziale Verantwortung wurde Henry, seinen beiden Schwestern
und beiden Brüdern schon in jungen Jahren nahe gelegt.
Am 24. Juni 1859 kam es im Rahmen des Risorgimento, der italienischen Befreiungs-
und Unabhängigkeitsbestrebungen, bei Solferino zu einer Schlacht zwischen den
Truppen Piemont-Sardiniens und Frankreichs unter der Führung des französischen
Kaisers Napoleon III. auf der einen Seite und der Armee Österreichs auf der anderen Seite.
Diese Schlacht führte zur Niederlage Österreichs im Sardinischen Krieg.
In der Folge musste Österreich die Lombardei über Frankreich an das Königreich
Piemont-Sardinien abtreten. Die Schlacht von Solferino war damit aufgrund ihrer
geopolitischen Auswirkungen ein wichtiger Schritt zur Vereinigung der italienischen
Provinzen zu einem unabhängigen Nationalstaat.
Etwa 150.000 Soldaten Piemont-Sardiniens und Frankreichs standen etwa 135.000 Soldaten Österreichs
gegenüber. Als die Schlacht gegen 3.00 Uhr morgens begann, trafen zwei durch lange Märsche
erschöpfte und schlecht versorgte Heere völlig unerwartet aufeinander. Die Auseinandersetzung
verlief auf einer Front von ca. 16 Kilometern Länge und zog sich, mit mehrfachen Vormärschen
und Rückzügen beider Seiten, fast über den gesamten Tag hin. Auf Trockenheit und Hitze folgten
ab ca. 16.00 Uhr Sturm und Regen. Zum Symbol der Schlacht und letztendlich auch des Sieges der
Truppen Piemont-Sardiniens und Frankreichs wurde der "Spion von Italien", ein 28 Meter hoher
Turm auf einem ca. 100 Meter hohen Hügel.
Im Ergebnis der Schlacht waren etwa 6.000 Soldaten getötet und ca. 30.000 bis 40.000 verwundet worden.
Noch einmal ca. 40.000 Soldaten erkrankten durch Nahrungsmangel, Überanstrengung und die Ansteckung
mit Krankheiten in den Tagen nach der Schlacht, und etwa 10.000 wurden vermisst. Die meisten
Soldaten starben nicht unmittelbar in den Kämpfen, sondern später an den Folgen ihrer Verwundungen.
Die Schlacht von Solferino galt als die blutigste militärische Auseinandersetzung seit der Schlacht
von Waterloo. Sie war insbesondere gekennzeichnet durch einen extremen Mangel an medizinischer
Versorgung der Opfer durch die militärischen Sanitätsdienste, die auf beiden Seiten sowohl personell
als auch bezüglich ihrer Ausstattung völlig überfordert waren. Verwundete wurden oft nach ihrer
Bergung sich selbst überlassen oder gänzlich auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Nahrung und
Wasser standen nur in unzureichenden Mengen zur Verfügung und waren darüber hinaus von hygienisch
schlechter Qualität.
Henry Dunant traf am Abend des 24. Juni in Solferino ein, da er mit Napoleon III.
über Geschäftsprobleme im damals französisch besetzten Algerien sprechen wollte.
Er wurde damit zufällig Zeuge der erschreckenden Zustände nach der Schlacht.
Unter dem Eindruck dessen, was er dort sah, organisierte er spontan Hilfe unter
der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden.
Insbesondere in der benachbarten Stadt Castiglione delle Stiviere,
in der damals ca. 8.000 Opfer der Schlacht vor allem in den elf Kirchen
des Ortes untergebracht wurden, war Dunant selbst aktiv.
Nach seiner Rückkehr nach Genf schrieb Dunant seine Erlebnisse in einem Buch unter dem
Titel „Eine Erinnerung an Solferino“ nieder, das er 1862 auf eigene Kosten veröffentlichen
ließ und an führende Persönlichkeiten aus Politik und Militär in ganz Europa verteilte.
Unter dem Eindruck dieses Buches kam es 1863 in Genf zur Gründung des Internationalen
Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, welches seit 1876 den Namen
Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) trägt, und 1864 zur Verabschiedung der
ersten Genfer Konvention durch zwölf europäische Länder.
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